Drei Gesprächskreise in Heiligengrabe (04.10.- 06.10.2019)

Die schöne Kapelle in Heiligengrabe füllt sich zum Abendgebet, geleitet von der Äbtissin des Stifts. Immer mehr Menschen kommen in die Kapelle, Stühle werden dazu gestellt. Unsere Gruppe ist angekommen. Beim Kanon „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ ist es zu hören: die Gruppe klingt gut! Und das Singen zieht sich durch unser ganzes schönes Wochenende: Kanons und Taizé-Lieder, jeder hat immer einen Ohrwurm.

Dieses Jahr ist das Thema „Vaterunser“. Am Abend eine erste Annäherung mit einer Besinnung: Was ist das Vaterunser für mich? In Gruppen tauschen wir uns dazu aus, was uns besonders viel bedeutet an diesem Gebet, was uns fremd bleibt. Schon beim ersten Austausch entsteht Nähe, es ist ein sehr persönliches Thema.

28 Menschen aus drei Gemeinden sind nach Heiligengrabe gekommen, aus Gesprächskreisen in Trinitatis, Schlachtensee und  Westend, die von Manon Althaus gegründet wurden. Ein großer Kreis im schönen Stülersaal des Klosters. Dass zwischen diesen, die sich zum Teil schon kennen, zum Teil aber neu kennen lernen, so viel Liebe und Verbindung entstehen konnte, ist ein kleines Wunder. Dazu tragen bei: offene und inspirierte Teilnehmer*innen und eine inspirierte und inspirierende Pfarrerin nebst ebensolcher Vikarin (Theresa Dittmann).

Am Samstag gab uns Theresa Dittmann zunächst einen Überblick über die Entstehung des Vaterunsers, den Vergleich zwischen den beiden „Versionen“ in Matthäus 6 und Lukas 11 sowie zum Aufbau des Gebets.

In Gruppen widmeten wir uns danach den verschiedenen Bitten – zunächst drei Gruppen zu den sog. „Du-Bitten“: „Geheiligt werde dein Name“, „Dein Reich komme“ und „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“. Jede*r konnte wählen, mit welcher Bitte er/sie sich beschäftigen wollte. Wir bekamen jeweils erschließende Fragen und erhellende Bibeltexte mit. Nach anregenden Gesprächen berichteten alle im Plenum und es folgten neue Gruppen zu den sog. „Wir-Bitten“: „Unser tägliches Brot gib uns heute“, „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, „Führe uns nicht in Versuchung“ und „Erlöse uns von dem Bösen“.

Am Nachmittag gab es verschiedene Workshops:

-        Eine Gruppe schrieb mit Theresa Dittmann ein eigenes neues „Hauptgebet“.
   „Barmherziger Gott, mein Du
   größer bist du als all unser Denken
   und doch bist du uns nahe.
   Du nimmst mich an so wie ich bin.
   Bis hierher hast du mich behütet.
   Jederzeit dürfen wir mit unseren Anliegen zu dir kommen.
   Dafür danken wir dir.
   Du liebst mich. Hilf mir, deine Liebe zu spüren,
   damit ich sie weitergeben kann.
   Wunderbar hast du die Welt geschaffen.
   Hilf uns, sie zu bewahren.
   Ungerechtigkeit herrscht in der Welt.
   Hilf uns, maßvoll zu leben und Güter gerecht zu verteilen,
   damit Frieden werden kann.
   Bleibe bei uns, segnender Gott.
   Schalom. Amen!“

-        Eine Gruppe mit Marianne Rabe setzte das Vaterunser in Bewegung und Gebärden um.

-        Eine Gruppe erarbeitete in Eigenregie eine Sprechmotette (hierbei werden Teile des Textes auf verschiedene Weise gesprochen und kombiniert).

-        Eine Gruppe vertiefte mit Manon Althaus theologische Fragen rund um das Vaterunser.

Nach dem Abendessen trafen wir uns, unserer Tradition in Heiligengrabe folgend, in der Kapelle des Kreuzganges zum Singen. Begleitet von Theresa Dittmann auf der Gitarre erklangen Taizé-Lieder, aber auch Kanons und andere Lieder. Immer wieder stand jemand auf und ging eine Runde durch den mit Kerzen erleuchteten Kreuzgang, in dem man den Gesang besonders schön erleben kann.

Den Gottesdienst am Sonntag feierten wir im Stülersaal. Unter Leitung von Manon Althaus erarbeiteten wir unsere Deutung zu Lukas 18 (Die fordernde Witwe) nach der Methode „Bibel teilen“. Noch einmal genossen wir das gemeinsame Singen und die Nähe zueinander im Abendmahl.
Auch im nächsten Jahr wird es wohl wieder eine große Gruppe werden – wir fuhren dankbar und bereichert nach Hause.

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