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Ein jüdischer Gelehrter erzählt, wie seine Tochter ihm eine selbstbeklebte Schachtel schenkte. Er betrachtet sie, öffnet sie, sieht, dass sie leer ist und sagt: „Was für eine schöne Schachtel. Und da sie noch leer ist, muss ich etwas Besonderes hineinlegen.“
Und das Mädchen sieht ihn an: „Papa, die Schachtel ist ganz und gar nicht leer. Es passt auch gar nichts mehr rein. Ich habe Küsse hineingepustet. Sie sind alle für dich.“ Oft, wenn er verzweifelt war, nahm er sich einen der unsichtbaren Küsse heraus und dachte an die Liebe des Kindes.
Alles! Das Beste von sich schenkt Gott uns und wir meinen oft, nichts zu sehen. Dabei ist unser Leben vollgepustet mit Küssen von Gott. Gott spricht: Ich hab dich je und je geliebt, darum hab ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
HEILIGE DREI KÖNIGE
Drei heilige Könige? Wie bitte? Könige sind doch nicht heilig! Stimmt. Und die Formulierung passt auch nicht ganz. Denn hinter den „drei heiligen Königen“ verbirgt sich etwas anderes:
In der Bibel gibt es verschiedene Erzählungen über die Geburt von Jesus. Im Matthäus-Evangelium wird erzählt, wie sich die Nachricht über Jesu Geburt in der ganzen Welt verbreitet. Nach der Geburt kommen weise Menschen, Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem. Sie erzählen von einem Stern, der für einen neugeborenen König der Juden stehen soll. Ihm sind sie bis Jerusalem gefolgt und suchen einen durch diesen Stern verheißenen König, dem sie ihre Ehrerbietung machen wollen.
Aber in Jerusalem, wo der König residiert, weiß man von keinem Neugeborenen. Der eifersüchtige König schickt die Sterndeuter weiter in die Kleinstadt Bethle- hem, um nach dem Kind zu suchen. Schließlich finden die Sterndeuter Jesus – denn der Stern bleibt stehen: Und sie beschenken ihn königlich. Die Sterndeuter, die das neugeborene Kind begrüßen, überreichen wertvolle Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
So wertvoll sind diese Gaben, dass Menschen sich später überlegten, wer solche Geschenke überhaupt weitergeben konnte. Eine Antwort war: So reich sind nur Könige! Deshalb wurden aus den weisen Menschen, die Sterne deuteten, Könige. Und drei Geschenke konnten ja nur von drei Menschen gekommen sein. Und heilig mussten die drei sein, weil sie den Sohn Gottes gefunden hatten. Deshalb erinnern Christ:innen am 6. Januar jeden Jahres an diese biblische Erzählung und ihre Weiterentwicklung: an die heiligen drei Könige.
INTERVIEW mit Dirk Möller, evangelischer Theologe und Beauftragter für das Programm „Erwachsen glauben“ in Berlin
Was ist für Erwachsene am christlichen Glauben zu lernen?
Das Lernen ist eine Beschäftigung mit christlichen Inhalten und Fakten. Ob und wie daraus Glauben ent- steht, ist für uns unverfügbar und – theologisch gesprochen – eine Wirkung des Heiligen Geistes. Wesentlich finde ich für das Lernen, dass Menschen aus ihrem Glauben heraus sprachfähig werden, also eigene Worte finden. Da sind wir eher ungeübt, denn oft nutzen wir ja in der Kirche die Worte anderer, wie etwa im Gottesdienst. Für manche ist Glauben lernen deshalb vergleichbar mit dem Eintauchen in eine „Fremdsprache“ – sie lernen neue Wörter und neue Zusammenhänge und damit neue Sichtweisen.
Wie geht das praktisch: Glauben lernen?
Zum Beispiel bei den »Kursen zum Glauben«: Das sind Werkzeuge, in denen sich Wissenszuwachs mit Aus- tausch in der Gruppe verbindet. Der Ausgangspunkt ist aber immer, dass jede:r Expert:in ist im eigenen Glauben, und zwar von Anfang an. Denn jede:r hat ja Vorerfahrungen mit dem, was wir Glauben nennen. Daraus entwickelt sich auch die Rolle der Kurs-Leitenden.Sie stellen vor allem einen sicheren Rahmen zur Verfügung, moderieren und tragen gelegentlich ihr Fachwissen ein. Im besten Fall unterstützen sie die Teilnehmenden dabei, mit Mut und Selbstvertrauen den eigenen Glauben zu entwickeln.
Welche Rolle spielt dabei die Bibel?
Häufig steht die Bibel in den Kursen nicht an erster Stelle. Wichtiger werden am Anfang die Lebensfragen derer, die zusammengekommen sind. Was beschäftigt mich, welche Frage trage ich ein? Auf diese Fragen hin bieten dann Texte der biblischen Tradition Antworten, über die Menschen ins Gespräch kommen.
Und was ist sonst noch wichtig?
Ich glaube, die Atmosphäre in der Gruppe hat eine große Bedeutung. Kann ich mich öffnen, mit meinen Fragen und vielleicht auch mit meinen Ängsten? Traue ich mich, von mir zu erzählen? Dieses Moment der guten Gemeinschaft bildet ja erst den Boden für alles Weitere. Und oft gehört auch gemeinsames Essen dazu und Feiern, als stärkende Rahmung.
Für viele ist es ein vertrautes Bild: Nach dem Jahreswechsel ziehen kleine Gruppen von Kindern und Jugendlichen durch Neu-Westend, ungewöhnlich gewandet, manchmal begleitet von einem Kamel. »Sternsingen« ist die Überschrift, unter der die katholische Gemeinde Heilig Geist auf diese Weise Segen verteilt u n d Spenden sammelt. Rund 100 Sternsinger:innen im Alter zwischen 6 und 16 Jahren sind in den ersten Januartagen unterwegs.
Drei Erwachsene bereiten diese Aktion drei Monate lang ehrenamtlich vor, unterstützt von vielen Helfer:innen und für die vielen Kinder und Jugendlichen: Sibylle Rooß, Burkhard Rooß und Adrian Funke. Das Einüben der Lieder gehört zu diesen Vorbereitungen genauso wie die Beschäftigung mit dem jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkt und mit dem Leben in dem Beispielland. Für die Aktion 2023 lautet das Thema »Kinder stärken – Kinder schützen« und richtet sich gegen Gewalt und Ausbeutung. Mit Indonesien steht ein Land als Beispiel, in dem Kinderrechte immer wieder neu erstritten werden müssen. Material wie ein Film und Unterlagen ermöglichen allen Sternsinger:innen intensive Auseinandersetzung mit dem Leben von Kindern in sehr anderen Lebensumständen. »Die Kinder sind auskunftsfähig zu dem Anliegen der Aktion, stellen sie vor und beantworten Fragen«, erläutert Adrian Funke aus dem Vorbereitungsteam. »Mitmachen können alle Kinder und Jugendlichen, die die Welt ein bisschen besser machen wollen.«
Die Besuche der Sternsinger-Gruppen aus etwa vier Kindern und einer erwachsenen Person folgen einer festen Liturgie: Zwei oder drei Lieder umrahmen einen Segenstext und einen kurzen Impuls zum aktuellen Thema und münden in die Spendensammlung. »Damit sind die drei Grundvollzüge des Glaubens zusammengeführt: Liturgie, Verkündigung und Diakonie«, erklärt Burkhard Rooß die kleine Feier.
Nach zwei Jahren, in denen die Coronapandemie gewohnte Abläufe durcheinandergebracht hat und das Singen in den Häusern unmöglich machte, planen die drei endlich wieder in vertrauten Bahnen. Dazu gehören die Anmeldungen in Listen, die in der Kirchengemeinde ausliegen oder über die Website. Nach diesen Angaben organisiert das Team dann die Besuche in Wohnungen und Häusern: »Vor der Pandemie waren das etwa 200 kleine Feiern – mit einem Spendenertrag von 20.000 Euro« erinnert sich Sibylle Rooß. »Ich bin gespannt, wie es sich in diesem Jahr entwickelt.« Auch wenn Sternsingen eine katholische Tradition ist, beschränken sich Sternsinger:innen nicht auf den Besuch von Gemeindegliedern. »Anmelden kann sich jede und jeder – egal ob katholisch oder nicht. Und dann kommen die Sternsinger: innen auch zu Ihnen nach Hause«, ermutigt Sibylle Rooß Interessierte.
Aktuelle Informationen und Termine: www.heiliggeist-berlin.de/
„Seit ich mich erinnern kann, habe ich mir gewünscht, in einer dörflichen Gemeinschaft zu leben“, begründet Nadja Laschinski ihr Engagement in Sachen Nachbarschaft. Dazu gehört für sie: viel Grün in der Umgebung, die Menschen kennen, die um sie herum wohnen, sich gegenseitig helfen und einander unterstützen, Freund:innen und Orte des Alltags ohne lange Wege erreichbar. Lange glaubte sie, dafür wirklich in ein Dorf ziehen zu müssen. Sie selbst ist gebürtige Berlinerin, wusste aber von ihrer Familie, deren Wurzeln in einem kleinen Dorf im Schwarzwald liegen, dass auch dort das Ideal kaum zu finden sein würde. Dazu kommt, dass ihre nächsten Verwandten heute in Berlin leben und sie in deren Nähe sein möchte.
So utopisch ihr Wunsch auch schien, in nur sechs Monaten ist aus dem Traum Wirklichkeit geworden. Seit April wohnt Nadja Laschinski in einer Mehrgenerationen- Wohngemeinschaft in Neu-Westend. Kaum angekommen im bunten Alltag mit ihren fünf Mitbewohner: innen zwischen 24 und 79 Jahren, fand sie einen Aufruf bei nebenan.de, einer Internetplattform für nachbarschaftlichen Austausch: Ob jemand Interesse habe, Begegnungen für Menschen in Westend zu gestalten? Sie war sofort dabei.
Mit einigen Mitstreiter:innen entstand die Initiative „Gemeinsam in Westend“ und in nur drei Monaten organisierten sie das zweiwöchige „Festival der Begegnungen“, das nach den Sommerferien stattfand. Dabei kooperierte die Gruppe mit dem Nachbarschaftszentrum Ulme35, und bei der Vorbereitung und während des Festivals knüpfte Nadja Laschinski noch viele weitere Kontakte zu Organisationen wie den Kirchengemeinden, der Unterkunft in der Soorstraße und natürlich vielen Nachbar:innen. „Wenn ich jetzt im Kiez unterwegs bin, begegne ich sehr häufig jemandem, den ich kenne.“
Wenn sie mitbekommt, dass jemand Unterstützung braucht, hilft sie, so gut sie kann. „Ich allein kann vielleicht nicht immer Großes bewirken, aber oft kann ich doch helfen.“ Dazu gehört für sie, ein Gespräch zu führen oder Anregungen zu geben: „Ich habe ein unheimlich gutes Gedächtnis, dadurch kann ich ganz schnell Verbindungen herstellen und habe Ideen, wo sich die Leute hinwenden und vernetzen können.“ So stimmt für Nadja Laschinski keins der beiden Klischees: dass es nur in einem Dorf gemeinschaftlich zugeht und dass Menschen in der Stadt anonym leben und alle Wege dort immer weit sind. „Ich dachte, mein Traum vom Leben wie in einer Dorfgemeinschaft ist utopisch. Das denke ich jetzt nicht mehr, für mich ist dieser Traum hier in Westend wahr geworden.“ '
Die Initiative „Gemeinsam im Westend“ möchte weiterhin Projekte umsetzen, um Raum für Begegnungen im Kiez zu schaffen. Ihr aktuelles Projekt ist ein Lebendiger Adventskalender für Westend. „Die Türchen ermöglichen wieder vielfältige Begegnungen mit Menschen aus der Umgebung. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist das eine gute Gelegenheit, um Einsamkeit vorzubeugen und das Gemeinschaftsgefühl zu vertiefen.“ Wieder ist es ein Mitmach-Projekt, wie schon das „Festival der Begegnungen“, und lebt vom Engagement der Nachbar:innen in Westend. „Wir werden sehen was daraus entsteht. Vielleicht wird es an jedem Tag im Advent ein Türchen geben, vielleicht werden es einzelne Angebote in dieser Zeit sein. In jedem Fall wird es uns Vielfalt und Freude bringen“, da ist sie sich sicher.
Orte und Einladende zum Lebendigen Adventskalender aus Gemeinde und Nachbarschaft und noch freie Termine sowie alle weiteren Informationen:
https://padlet.com/gemeinsaminwestend/ adventskalender2022
»Geflohene Menschen kommen nach den Berliner Regelungen in Heimen unter. Dort fangen sie ihr Leben in Deutschland ganz unterschiedlich an: Manche machen mit unserer Hilfe die ersten Schritte, indem sie die nächste Umgebung erkunden – einmal um den Häuserblock. Andere müssen erst einmal zu sich finden, bevor sie nach draußen gehen können. Und wieder andere brauchen unsere Unterstützung bei den ersten Formularen zum Ankommen.«
Amei von Hülsen-Poensgen ist Mitarbeiterin der Interkulturanstalten Westend e. V.
»Eine Erzieherin begrüßt das Kind und seine Eltern am ersten Tag und begleitet die Familie für die ein, zwei Stunden, die ein Kita-Tag am Anfang dauert. So lernt das Kind uns nach und nach kennen und die neuen Freund:innen auch.«
Katrin Pohler leitet die Evangelische Kindertagesstätte „47“ in Neu-Westend
»Für den Anfang wärme ich vorher ein großes Frotteetuch an. Wenn irgend möglich legt dann die Mutter selbst das Neugeborene in das Tuch und hüllt es darin ein. Der Anfang ist ein weiches Kuscheln.«
Silvia Höfer arbeitet als Hebamme in Berlin.
»Wenn die Hinterbliebenen mich anrufen, dann machen sie einen ersten Schritt in das Leben danach. Wenn ich bei ihnen bin, frage ich sie auch: Was brauchen Sie jetzt für den Neuanfang? Oft ist die Sterbeurkunde, die wir Bestatter vom Standesamt beschaffen, der Anfang einer neuen Selbstständigkeit, mit dem Testament, mit einer Lebensversicherung.«
Thomas von Hehl arbeitet als Bestatter in Berlin.
»Wir wissen aus dem Aufnahmeverfahren schon, was die neue Bewohnerin, der neue Bewohner alleine kann, und wo Unterstützung nötig ist. Am Anfang kommen wir deshalb aktiv auf die Person zu, stellen uns selber vor und unsere Angebote. Oft zeigen wir dann noch das Haus bei einem gemeinsamen Gang.«
Laura Lindner leitet die soziale Betreuung im Altenpflegeheim Käthe-Dorsch-Haus in Berlin.
»Singen fängt mit dem Hören an. Wenn ich als Erwachsener zu singen anfange, schließe ich deshalb am besten die Augen, nehme die anderen Sinne zurück. Dann höre ich mich, wie ich klinge – mit meinen Stimmbändern, mit meinem ganzen Körper. Und mit meiner Seele.«
Günther Brick verantwortet die Aus-, Fort- und Weiterbildung der evangelischen Kirchenmusiker:innen in Berlin.