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Am Anfang scheint alles möglich. Am Anfang stehen alle Wege offen. Das ist der Zauber der Anfänge. Der 1. Advent ist so ein Anfang: Es ist der Beginn des neuen Kirchenjahres (und nicht Neujahr).
Weihnachten ist auch so ein Anfang: Ein Menschenkind kommt zur Welt, von einer jungen Mutter geboren.
Ein Anfang.
Vor Anfängen liegen oft Geschichten, schwere und leichte. In die Weihnacht münden viele solcher Geschichten: Das Menschenkind ist unehelich, geboren in unsicherer Zeit, gewickelt in improvisierte Kleidung.
Großen Erwartungen wird es begegnen und alten Verheißungen.
Wir tragen unsere eigenen Weihnachtsgeschichten mit uns, schwere und leichte. Die werden wach, wenn wir durch den Advent auf Weihnachten zugehen und sie stimmen uns schwermütig oder leichtherzig. Und dann kommt der Heilige Abend, die Heilige Nacht. Etwas fängt an, jedes Jahr wieder und jedes Jahr neu.
Ein Anfang, den nicht wir machen, sondern den Gott macht, mit dem einen Menschenkind in der Krippe und mit uns Menschenkindern. Ein Anfang, der alles aufnimmt, das Schwere und das Leichte, und der alles ins richtige Licht rückt: Immanuel, Gott (ist) mit uns, von Anfang an.
Weihnachten, alle Jahre wieder, bietet die Chance zum Anfang. Vielleicht ist nicht mehr alles möglich, stehen nicht mehr alle Wege offen. Aber den Anfang Gottes mit uns können wir nutzen zu eigenen Anfängen, mit uns selbst und miteinander. Und der Advent wird dann zur Suche: Was will ich ab Weihnachten anfangen?
„Ankunft“ – das ist die ursprüngliche Wortbedeutung von „Advent“. Gemeint ist die „Ankunft“ Jesu Christi, die zu Weihnachten gefeiert wird. Seit etwa 1300 Jahren gelten die vier Sonntage vor dem Heiligen Abend als Adventssonntage. Weil Weihnachten vom Kalenderdatum her feststeht, der 24. Dezember aber auf wechselnde Wochentage fällt, ist die Dauer der Adventszeit jedes Jahr unterschiedlich. In diesem Jahr dauert der Advent 27 Tage, nächstes Jahr erreicht die Adventszeit mit 28 Tagen die größtmögliche Länge.
Vor der Ankunft liegt das Warten. Um dieses Warten auf Weihnachten zu erleichtern, erfand Johann Heinrich Wichern den Adventskranz. Er leitete eine evangelische Einrichtung für gefährdete Kinder und Jugendliche vor den Toren Hamburgs. In der Vorweihnachtszeit fragten die Kinder Wichern immer wieder, wann denn nun endlich Weihnachten sei. Deshalb hing Wichern zum 1. Advent 1839 ein altes Wagenrad mit Kerzen auf: Große weiße Kerzen für die vier Adventssonntage und dazwischen kleine rote Kerzen für die Tage bis zum Heiligen Abend. Aus diesem Vorweihnachtskalender entwickelte sich dann im Lauf der Jahrzehnte der tannengeschmückte Adventskranz mit den vier Sonntags-Kerzen.
Ursprünglich war die Adventszeit eine Fastenzeit. Heute ist davon nicht mehr das verringerte Speiseangebot übrig, aber doch eine wohltuende „Bedenk-Zeit“: Menschen bereiten sich auf Weihnachten vor, indem sie sich neben Geschenke-kaufen und Plätzchen-backen auch darauf besinnen, was sie im Leben trägt, was ihnen Halt gibt und was sie im zu Ende gehenden Jahr noch „geraderücken“ können. Um innerlich „sortiert“ die Geburt Jesu feiern zu können.
Und der Adventskranz zeigt mit jeder Kerze und dem immer größer werdenden Licht, dass das „Licht der Welt“, wie Jesus auch genannt wird, bald geboren wird.
Wenn ringsum alle Zeichen auf Advent und Weihnachten stehen, feiern Jüdinnen und Juden Chanukka. Acht Tage lang wird das jüdische Lichterfest begangen, das an den Aufstand der Makkabäer gegen die Griechen im 2. Jahrhundert v.d.Z. erinnert. Nach schweren Kämpfen wurde der geschändete Jerusalemer Tempel erobert und wiedereingeweiht. Ein kleines Ölkrüglein reichte wundersam aus, um den Leuchter acht Tage lang am Brennen zu halten. Darum zünden Jüdinnen und Juden an der achtarmigen Chanukkiah jeden Tag ein Licht mehr an, bis am achten Tag alle acht Kerzen brennen. Die wachsende Kraft des Lichts strahlt Hoffnung aus und lässt die Dunkelheit weichen. Chanukkah ist ein Fest der kulturellen Selbstbehauptung. Beim abendlichen Lichterzünden versammeln sich Familie und Freunde; sie stellen die Chanukka-Leuchter ins Fenster, um der Welt von Gottes Wundern zu erzählen. Singen, spielen, Geschenke für die Kinder und in Öl gebackene Köstlichkeiten wie Latkes und Pfannkuchen machen jeden Abend zu einem Fest.
Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg
Der Anfang war ein Fest: Mit dem Adventsbasar 1996 begann die Arbeit von Hermann Cassens in der Kirchengemeinde Neu-Westend, als „Haus- und Kirchwart“. Die Bezeichnung mag er bis heute nicht, stattdessen bezeichnet er sich lieber als Kirchendiener. Zu Dienen gab es eine Fülle, schon am Anfang: Alles war unvertraut, der Vorgänger schon ein Jahr außer Dienst und der Basar ein richtig großes Ereignis mit wochenlangem Vorlauf. Das Notwendige einkaufen, die Stände aufbauen für Essen und Trinken und für kleine und große Schätze zum Kauf, Strom für alle und Licht auf dem ganzen Gelände vorbereiten und und und – für den neuen Kirchendiener stand ein Ausatmen am Tagesende: „Ich habe überlebt.“ Und ein Staunen, wie viele Menschen mit der Gemeinde verbunden waren, als Mitglieder und Mitarbeitende, als Ehemalige und Engagierte.
Als gelernter Schlosser mit Meisterbrief schuf Hermann Cassens in den folgenden Jahren in der Kirche und rund um alle Häuser – oft unsichtbar – den sicheren Rahmen für das Gemeindeleben: Schnee schieben und alles schön machen, Reparaturen und Einkäufe erledigen, Stühle und Tische in den Saal stellen und wieder aufräumen. Immer ging es um das Dienen: Die Menschen, die in der Gemeinde leben oder sie besuchen, sollten sich wohl fühlen und gerne wiederkommen. Dazu brauchte und braucht er den rechtzeitigen Austausch mit den anderen, die auf dem Gelände aktiv sind und eine Unzahl von Schlüsseln für alle Türen.
Seine Arbeit in der Mitarbeitervertretung, im Beirat vom „Café Theater Schalotte“ und in der Synode des Kirchenkreises weitete seinen Blick: So nahm er aufmerksam wahr, wie die Stellensituation in den Gemeinden im Lauf der letzten Jahrzehnte immer schwieriger wurde – zugleich stiegen die Ansprüche an die Arbeit der Gemeinde, auch die von Gästen. Deshalb rät er seinem Nachfolger, seiner Nachfolgerin vor allem zu Gelassenheit und zum Beobachten jedes Einzelnen: Wer ist dieser Mensch? Und wie kann die Kommunikation mit diesem Menschen gelingen?
Das Ende wird ein Fest: Der Adventsmarkt in diesem Jahr ist der letzte Kirchendienst, den Hermann Cassens leistet. Für das Danach gibt es klare Pläne: „Ein Weihnachten im Schnee, den ich nicht schieben muss. Und einen Gottesdienst, in dem ich keinen Dienst tue.“
Hermann Cassens' Verabschiedung in den Ruhestand wird am Sonntag, 13. Februar um 10 Uhr im Gottesdienst und danach beim Zusammensein im Gemeindehaus stattfinden.
Nachdem wir 2020 im kleinen Kreis Weihnachten gefeiert haben und auch die Adventszeit mehr als besinnlich vergangen ist, ist unsere Vorfreude in diesem Jahr umso größer. Theresa Baumgärtner hat in ihrem wunderschön illustrierten Buch Wintergrün und Sternanis die schönsten Rezepte und Bastelideen für die Advents- und Weihnachtszeit gesammelt. Viele Materialien und Inspiration dafür findet sie im Wald vor ihrer Haustür beim Winterspaziergang. Und danach wird etwas Wärmendes gekocht! Die Fotos allein sind schon sehr vielversprechend. Falls es schneit, könnte es sein, dass wir unterwegs Benji Davies kleiner Schneeflocke begegnen. Diese ist nämlich auf der Suche nach der perfekten Landestelle. Ob sie diese findet, lässt sich am besten zusammen mit Kindern ab 4 Jahren herausfinden – im gleichnamigen Bilderbuch des beliebten Illustrators.
Karl-Heinz Göttert macht sich ebenfalls auf den Weg der Weihnachtstraditionen: Warum wurde Weihnachten erst 400 Jahre nach der Heiligen Nacht im Stall gefeiert? Warum wurde erstmal viel gestritten um die stille und heilige Nacht? Diesen und anderen Fragen geht Göttert in seiner informativen Weihnachtsbiographie nach. Auch zwei Freundinnen wünschen sich nichts sehnlicher als ein friedliches Weihnachtsfest im gemeinsamen Wochenendhaus – doch das Haus ist noch nicht renoviert und es gibt noch viel zu tun. Die Cafébesitzerinnen sind nicht unversehrt durch ihr bisheriges Leben gekommen, doch die Freundinnen und Mütter finden ihren Weg in Zuza Bánks Weihnachtshaus.
Wir wünschen den beiden und Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und gute Lektüre.
Für die einen ist es die Heizperiode, für andere lebensgefährlich: Zwischen November und März, wenn es zu kalt wird, um die Nächte draußen verbringen zu können, bietet der Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf Menschen ein Obdach auf Zeit. In jeder Nacht von Sonntag zu Montag finden – coronabedingt derzeit bis zu fünfzehn – Menschen einen Platz im Nachtcafé im Gemeindehaus in der Eichenallee 47. Die Gäste können dort zu Abend essen, sich duschen, oft auch medizinischen Rat einholen, und sich auf einem der Schlafplätze zur Ruhe legen. Morgens gibt es Frühstück, bevor Gäste und Helfende wieder in ihren Alltag aufbrechen. Das warme Abendessen und das Frühstück stammt aus Spenden von Geschäften und Märkten in der Nähe.
Hanna Meyer koordiniert dieses Angebot, das Teil der Berliner Kältehilfe ist und neben Zuwendungen vom Berliner Senat überwiegend durch Spenden und ehrenamtliche Helfer:innen getragen wird. Sie sagt über die Motivation der Ehrenamtlichen: „Für manche ist das ihr Gottes-Dienst. Die muslimischen Ehrenamtlichen sagen, es ist Teil ihres Sadaqa. Für andere ist es ein sinnvolles Ehrenamt, mit dem sie die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt stärken können.“ Hanna Meyer weiß, was gebraucht wird: "Hygieneartikel, Schlafsäcke, aber auch haltbare Lebensmittel und Geld. Und nicht zuletzt weitere hilfreiche Hände.“
Am großen Problem der Obdachlosigkeit in Berlin kann das Nachtcafé nichts ändern: „Nur selten können wir durch ein Gespräch oder eine Vermittlung an eine Beratungsstelle beginnen, einen Ausweg aus der Obdachlosigkeit sichtbar zu machen“, so Hanna Meyer. Neben der Linderung der akuten Not, vor allem der Kälte, sind für sie die Begegnungen mit den Menschen die Hauptsache: „Das Zugang-Bekommen in die Lebenswelt der Gäste: von ihrem Liebeskummer oder ihren politischen Einstellungen zu erfahren, zu hören, wofür sie sich einsetzen und wie sie sich eine lebenswerte Welt vorstellen – all das ist ein Geschenk, das wir nicht immer, aber oft genug mit nach Hause nehmen dürfen.“
Peter-Henning Rietz, gebürtig in Neu-Westend, ist Blechbläser und war von Anfang an dabei beim Turmblasen.
Was genau ist „Turmblasen“?
Das ist eine neu-westender Weihnachtsgewohnheit. Jeden Heiligabend um 22 Uhr stehen wir Blechbläser auf dem Kirchturm und spielen. Menschen kommen auf die Eichenallee und hören uns zu, singen mit.
Wie und wann hat es begonnen?
Weihnachten 1958 standen wir zu viert auf dem Balkon der Wohnung von Max Plath, dem damaligen Kirchendiener. Er wohnte über den Gemeinderäumen, die heute der Kindergarten nutzt. Mit dem Bau von Kirche und Turm im Jahr 1960 sind wir dann als Sextett zu Weihnachten erstmalig auf den Turm gestiegen. Kantor Helmuth Pein übernahm die Leitung. Er hatte auch die Idee, einen Korb mit einer Laterne vom Turm hinunter zu lassen, „für die Bläser“. In dem fanden wir dann Geld, aber auch Ess- und Trinkbares.
Wie hat es sich entwickelt?
Helmuth Pein warb schon früh mit allen Mitteln. Er informierte die Presse und so berichteten der Tagesspiegel und das Radio über das Turmblasen. Dazu kam das Weitersagen der Menschen. Jedes Jahr kamen mehr, bis schließlich die Eichenallee an diesem Abend für den Verkehr gesperrt werden musste. „Heilig Abend unterm Turm“ ist eine feste Verabredung für ein Wiedersehen von Freundeskreisen und ehemaligen Schulklassen.
Ist es für die Bläser nicht kalt auf dem Turm?
Wir bereiten uns so gut wie möglich vor, warme Kleidung und feste Klammern für die Noten, gegen den Wind. Einmal mussten wir aber doch abbrechen: Unsere Instrumente waren eingefroren, wir konnten die Posaunenzüge und Trompetenventile nicht mehr bewegen.
Und in diesem Jahr?
Christian Hecklau, der seit vielen Jahren im Bläserensemble Posaune bläst, und ich bereiten schon das Programm vor. Letztes Jahr mussten wir zum ersten Mal in den 61 Jahren aussetzen, wegen Corona. Dieses Jahr steigen wir wieder hoch und freuen uns schon jetzt auf das einundsechzigste Turmblasen.
Leider muss das Turmblasen doch auch in diesem Jahr ausfallen.
Wenn man zu Weihnachten arbeiten muss, will man natürlich trotzdem Weihnachten feiern.
In meiner Familie haben wir Polizisten, Feuerwehrleute. Ich bin damit aufgewachsen und kenne es nicht anders, dass wir Schichtdienstler in der Familie haben. Die sind dann Weihnachten mal nicht dabei oder stoßen später dazu oder kommen nur kurz zum Essen. Da arrangiert man sich – das war nie ein Problem. Und heute geht es mir ja nicht anders. Einerseits gehst du mit einem tränenden Auge zur Arbeit, weil du deine Familie an diesen Tagen verlassen musst. Andererseits weißt du auch, du kommst dahin, wo du auch gerne bist, wo du nicht nur wegen des Gehalts hingehen musst. Es ist für mich fast wie eine zweite Familie, ein freundliches Kollegenumfeld.
Vor den Feiertagen haben wir auf der Arbeit Absprachen: Wer was mitbringt für das Buffet oder zum Kochen? Und dann versuchen wir, uns die Zeit dafür freizuschaufeln. Wenn etwas dazwischenkommt, verschieben wir das auf später, das klappt eigentlich immer. Organisieren können wir. Geschenke machen wir uns auf der Arbeit nicht. Nur einmal hatten wir so julklappmäßig einen riesen Adventskalender an der Wand, wo jeder einen anderen gezogen und eine Kleinigkeit besorgt hat.
Wirklich einschneidend waren die Veränderungen nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz: dass ich auf einmal über den Weihnachtsmarkt patrouillieren musste mit der Maschinenpistole. Das hat uns schon sehr traurig gestimmt. Das hat auch das Weihnachtsgefühl gedrückt, muss ich gestehen. Das passt nicht zu Weihnachten, dass ich in der besinnlichen Zeit schwer bewaffnet über die Weihnachtsmärkte patrouillieren muss, um den Menschen ein Sicherheitsgefühl zu geben. Das Sicherheitsgefühl war durch den Anschlag doch erheblich verloren gegangen.
Und traurigerweise häufen sich zu Weihnachten die Fälle von häuslicher Gewalt. Wenn man in der Familie mehr Zeit miteinander verbringt, kommen schneller Konflikte untereinander auf. Und was traurig ist: die Beschwerden über Lärm, dass die Leute scheinbar den anderen nicht gönnen, wenn sie in Familie zusammen sind. Es reicht manchmal schon, dass es ein paar Stimmen mehr sind, dass es ein bisschen lauter ist, und schon rufen Nachbarn bei uns an.
Unten im Keller der Wache gibt es einen Umzugskarton, wo der ganze Weihnachtsschmuck drin ist. Der wird Ende November hochgeholt. Irgendjemand fängt an und dann schmückt jeder ein bisschen bei sich am Platz. Der eine extrem mit Glitzer, Flackerlicht und weiß ich was, der nächste nur ganz besinnlich mit dezenten Weihnachtsleuchten und einem kleinen Tannenbaum mit ein paar Kerzen. Jeder macht sich seinen Bereich schön. Wenn man zu Weihnachten arbeiten muss, will man natürlich trotzdem Weihnachten feiern.
Aufgezeichnet von Dorit Schneider